Am 07.August findet in Berlin die 14. Hanfparade statt. Für die Augustausgabe des Hanf Journals habe ich meine ganz persönliche Sicht auf die Geschichte Deutschlands größter Legalisierungsveranstaltung niedergeschrieben.
Nachdem ich im ersten Teil über die Geschichte der Hanfparade 1997-2000 berichtete, die ich “nur” als Besucher erlebte, soll es heute um die Hanfparaden 2000-2005 gehen, die ich aktiv mitgestaltet habe.

2001 - Kein Krieg gegen Pflanzen
2001 war für mich ein besonderes Jahr, eine besondere Hanfparade. War ich bisher eher Besucher als Teilnehmer, eher Zaungast als Akteur, wollte ich bei der fünften Hanfparade selbst Hand anlegen. Das “Wichtigkärtchen”, das mich damals als Bühnenordner kennzeichnete, hüte ich bis Heute wie einen Schatz, steht es doch für den Beginn meiner “Aktivistenkarriere”.
Die Hanfparade unter dem Motto “Kein Krieg gegen Pflanzen” war politischer den je und führte von der Parteizentrale der SPD zum Roten Rathaus. Doch die Teilnehmerzahlen gingen erneut zurück. Ernüchterung über die Unbeweglichkeit der Politik hatte sich unter den deutschen Kiffern breitgemacht und begann auch die wenigen Aktiven zu befallen.
2002 - Für Hanfgebrauch! Gegen Hanfmi§§brauch! Aufklärung statt Verbote!

Doch noch war der “Krieg” nicht verloren und so riefen wir (ich hatte mich inzwischen zu einem Teil des Organisationsteams gemausert) im Jahr 2002 dazu auf, “Für Hanfgebrauch! Gegen Hanfmi§§brauch!” auf die Straße zu gehen. “Aufklärung statt Verbote!” war unser gemeinsames Ziel und Hans-Christian Ströbeles “Gebt das Hanf frei” der Satz des Tages.
Um ein Haar wäre die Geschichte der Hanfparade an dieser Stelle zu Ende gewesen. Die alten Hasen im OrgaTeam hatten kurz gesagt die Schnauze voll. Persönliche Konflikte, fehlende Anerkennung und die nie enden wollende Arbeit forderten ihren Tribut.
Das Aus wollten wir “Jüngeren” jedoch nicht hinnehmen und so machte sich eine neue Mannschaft daran, eigene Fehler zu begehen.
2003 - Gebt das Hanf frei!
Viele, viele Stunden verbrachten wir bis zur 7. Hanfparade im schlecht belüfteten Keller des Hanf Museum. Voller Hoffnung auf bessere Zeiten, hatte doch Stephan Raab aus Ströbeles Satz einen Charthit gemacht und Kiffen war in aller Munde.
Trotzdem wollten im Jahr 2003 nur 5.000 Menschen unter dem Motto “Gebt das Hanf frei!” demonstrieren. Wieder ein Rückschlag, diesmal garniert von der in martialischer Schutzkleidung auftretenden Polizei, die sich nicht zu schade war, Menschen wegen eines Joints aus der Menge zu greifen.
Einen meiner schlimmsten Hanfparade-Momente erlebte ich am nächsten Tag, als mir vom Titelblatt der BZ (so etwas wie die “Bild” für Berlin) die Schlagzeile “Hanfparade - Kiffer pissen Kirche an” entgegen lächelte.
2004 - Get Wise Legalize! Drogenfahnder zu Kleingärtnern




Wenn wir die Hanfparade retten wollten, mussten wir etwas Neues probieren und so ging es im Jahr 2004 erstmals nicht in das politische Zentrum, sondern nach Kreuzberg, einem der Viertel von denen wir hofften, dort viele Konsumenten zu erreichen. “Get Wise - Legalize! Drogenfahnder zu Kleingärtnern!” lautete das Motto der nunmehr 8. Hanfparade.
Als weise erwies sich die Entscheidung für den Kreuzberger Kiez und gegen den Mitte-Kommerz leider nicht. Erneut gingen die Teilnehmerzahlen zurück.
2005 - Wir sind das Hanf!


Je weniger Menschen wir motivieren konnten, sich für die Legalisierung zu engagieren, umso schwieriger wurde der Umgang mit den Behörden. Wer wie das Berliner Umweltamt die Millionenveranstaltung Loveparade zum Rückzug zwingt, der lacht über die Wünsche einer Handvoll Kiffer und so geschah 2005 das, was nie geschehen durfte.
Wenige Tage vor der Parade unter dem Motto “Wir sind das Hanf!” verboten die Bürokraten die im Mauerpark geplante Abschlusskundgebung. Ohne Bühnen, ohne Nutzhanfareal, ohne Markt der Möglichkeiten und ohne Kinderland war die Hanfparade 2005 ein Trauerspiel.
Einziger Lichtblick an diesem grauen Tag mit viel Polizei und nur rund 1.000 Demonstrierenden war eine spontane “Gegendemo”, mit der “Drogenhändler”-Punks darauf hinwiesen, dass eine Legalisierung ihnen das Geschäft versaue.
So erschreckend das verschwindend geringe Interesse der Kiffer an “ihrer Demo” für Außenstehende war, viel schlimmer empfanden wir Organisatoren die finanziellen Folgen der verbotenen Schlusskundgebung. Die Kombination aus neuen Verpflichtungen und alten Steuerschulden brachte das Bündnis Hanfparade, so hieß der Verein, der die Veranstaltung organisierte, an den Rand des Ruins. Ein Paukenschlag war nötig, falls es für Deutschlands dienstälteste Hanfdemo ein Morgen geben sollte.
To be continued…
Sicher wollt ihr nun wissen, was wir unternahmen, um das Bündnis Hanfparade und damit Deutschlands größte Demonstration für die Legalisierung von Cannabis zu retten. Nur Geduld - In den kommenden Tagen gibt es den dritten und letzten Teil meines Rückblicks auf meine liebste Freizeitverschwendung.
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