Mein Artikel über Lösungsmittelfunde bei der GC/MA-Analyse von Spice Diamond hat zum Teil heftige Reaktionen hervorgerufen. Vielfach wurde mir vorgeworfen, ich würde versuchen, “das Verbot von Spice herbei zu schreiben” oder ich versuche “die lahmende Marihuana-Legalisierung auf dem Rücken der Spicekonsumenten anzuheizen”.
Dabei bin ich lediglich bemüht, Licht ins Dunkel um eine Kräutermischung zu bringen, die selbst Experten wie Christian Rätsch nur mit einem Stirnrunzeln kommentieren.
Zum Glück sind viele Kritiker tatsächlich bemüht, mit mir, an der Aufklärung der Risiken des Konsums von Spice zu arbeiten. Einer ist sogar meinem Angebot gefolgt, sich mit einem eigenen Beitrag an der Diskussion zu beteiligen und seinen Teil der Schläge auf sich zu ziehen :)
Ich freue mich, Dir im Folgenden meinen ersten Gastbeitrag zu präsentieren. Er stammt von Torben, dem ich hiermit herzlich für sein Engagement danke.
Qualitative Analyse verrät nichts über Risiken

Quelle: Wikipedia Gaschromatographie
Die schon veröffentlichte Analyse der GC/MS suggeriert, es handele sich bei Spice um eine extrem gefährliche Mischung, deren Wirkung auf den enthaltenen Lösungsmitteln beruht.
Das kann mit den vorliegenden Ergebnissen jedoch nicht geschlussfolgert werden.
Gefundene Lösungsmittel sind weit verbreitet
Bei den meisten gefundenen Substanzen handelt es sich um die gebräuchlichsten Lösungsmittel für Extraktionen. Das ist wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass es sich bei Spice um verschiedene Pflanzenextrakte handelt. Solche Befunde wird man bei fast allen Extrakten haben. Auch solchen, die man im Supermarkt kaufen kann. Viele Lebensmittel sind mit Pflanzenextrakten aromatisiert. Das Auszugsmittel ist dann häufig Ethanol, Methanol usw.
Damit kommen wir zu dem wichtigsten Punkt für solche Analysen. Dieser fehlt in der bisher vorliegenden Analyse jedoch: Die Konzentration der gefundenen Stoffe.
Erst die Dosis macht eine Substanz zu einem Gift. Das angewendete Verfahren dient lediglich dazu, festzustellen, dass Stoffe vorhanden sind, oder auch nicht.
Vermutlich sind die enthaltenen Lösungsmittel in vernachlässigbar geringen Konzentrationen enthalten, so dass eine gesundheitliche Beeinträchtigung ausgeschlossen ist.
Konzentrationsberechnung am Beispiel Toluol
Angenommen Spice würde 10 g Toluol pro kg enthalten. Das wären dann 10 mg/g. Das halte ich für eine sehr große Menge in anbetracht der Tatsache, dass es eine flüchtige Substanz ist. Man müsste also fast 12 ml Toluol über 1 kg Spice kippen und dafür sorgen, dass es drin bleibt. Von daher eine sehr große Menge für dieses Beispiel.
Jetzt raucht man angenommene 0,2 g. Da sind wir dann schon bei nur noch 2 mg Toluol. Und davon wird dann sicherlich nur ein Bruchteil aufgenommen, da ein Großteil einfach durch die Verbrennung verdampft, anderweitig reagiert oder sich im Wasser der Bong löst. Wie viel tatsächlich vom Menschen aufgenommen wird kann ich nur grob ins Blaue mutmaßen. Das lasse ich an dieser Stelle.
Des Weiteren liegt der MAK-Wert von Toluol bei 50 ml/m3. Die Wissenschaftliche Empfehlung für eine Expositionsdauer von 8 Stunden am Tag, 5 Tage die Woche usw. liegt bei 50 ml/m3!
Und diese Empfehlung ist so ausgelegt, dass dann auch nach 40 Jahren einer solchen Exposition keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen auftreten sollte. Da kann man sich drüber streiten. Dennoch: Wenn es nur 10 ml/m3 wären, wie viel atmet man da in nur einer Stunde ein? Sterben tut man nicht dran und berauscht ist man sicher auch nicht.
Qualitative GC/MS-Analyse ungeeignet für Risikobewertung
Die vorliegenden Analyseergebnisse helfen uns beim Rätsel Spice nicht weiter. Als harmlos ist Spice dennoch nicht zu erachten, denn weiterhin sind eventuelle chemische Zusätze nicht bekannt. Ebenso wenig wie Langzeitfolgen oder schlicht eine Erklärung zum Wirkmechanismus.
Fazit: Man weiß weiter nicht, was man hier konsumiert.