Montag, November 12, 2012

Legalisierungsargumente für Nichtkonsumenten (Teil 3)

Bevor wir uns heute den meiner Meinung nach stärksten Legalisierungsargumenten zuwenden, die das Leben der nichtkonsumierenden Bevölkerungsmehrheit beeinflussen, und damit die Serie abschliessen, noch einmal eine kurze Zusammenfassung meiner Top-10-Liste:

  1. Der Schwarzmarkt kennt keinen Jugendschutz
  2. Drogenkriminalität fördert Unfreiheit
  3. Illegalität verschärft Suchtprobleme (von Angehörigen)
  4. Nichtkonsumenten als Opfer polizeilicher Maßnahmen
  5. Steuereinnahmen vs. Verfolgungskosten
  6. Schwarzgeld aus dem Drogenmarkt unterminiert die Finanzwirtschaft
  7. Drogengeld finanziert Geheimdienste und Terror

Illegale Drogenproduktion verursacht (Umwelt)Schäden

Müll - Foto: Sustainable Sanitation “Müll”
Foto: Sustainable Sanitation

Wir trennen unseren Müll, verzichten auf Fleisch aus industrieller Herstellung und zahlen freiwillig mehr für Ökostrom - Über die ökologischen Konsequenzen des Drogenverbots wird indes nur selten nachgedacht. Dabei leidet die Umwelt massiv unter den Bedingungen illegaler Rauschmittelproduktion. Dieses Wahrnehmungsdefizit liegt zu einem Gutteil daran, dass die am stärksten betroffenen Länder “weit weg” sind.
Am offensichtlichsten ist das ökologische Desaster Drogenprohibition in Südamerika und Asien. Dort werden bei der illegalen Herstellung von Kokain bzw. Heroin systematisch Flüsse vergiftet. Im Einflussbereich der US-Regierung wird das Problem durch Entlaubungskampagnen im Namen des Drogenkriegs sogar noch erheblich verschärft.

Dope Pollution - Buch von Werner Pieper “Dope Pollution”
Buch von Werner Pieper

Durch Legalisierung vermeidbare Schäden bei der Drogenproduktion entstehen aber auch vor unserer eigenen Haustür. Und das nicht erst, wenn Hanfplantagen in deutschen Naturschutzgebieten wachsen oder die Reste tschechischer Methküchen die Elbe bereichern. Wasserschäden, Feuer durch unfachmännisch verbaute Stromwandler, von Amateurchemiker ausgelöste Explosionen - Die Liste der Risiken, denen Dritte durch die illegalisierte Herstellung von Rauschmitteln ausgesetzt sind, ließe sich beinahe endlos verlängern.

Der Zugang zu Drogen rettet Leben

Millionen Menschen in diesem Land leiden unter Krankheiten, die mit heute illegalen Rauschmitteln behandel- oder linderbar wären. Die Beziehung zwischen Droge und Medikament ist so eng, dass in vielen Sprachen für beide Anwendungsgebiete das gleiche Wort verwendet wird z.B. das englische “Drug”.
Zwar gibt es für einige “pharmazeutische Drogen” insbesondere aus der Familie der Opioide (Morphin etc.) legale medizinische Abgabewege, der Zugang zu diesen Präparaten ist jedoch streng reglementiert und ihr Einsatz sehr teuer. Die oftmals nebenwirkungsärmeren und billigeren natürlichen Drogen, aus denen die “Fertigarzneimittel” hergestellt werden, gibt es indes in keiner Apotheke.

Medicine is not a Crime! - Foto: NoHoDamon “Medicine is not a Crime!”
Foto: NoHoDamon

Jeder Mensch war schon einmal krank und wir alle können schon morgen unverschuldet in (medizinische) Not geraten. Wäre es nicht schön, dann zu wissen, dass die Wahl des richtigen Medikaments eine Sache ist, die nur von Arzt und Patient entschieden wird? Wegen drogenpolitischer Scheuklappen ist diese “Selbstverständlichkeit” leider nur Zukunftsmusik. Heute entscheiden Politiker darüber, was helfen darf.
Schlimmer noch: Der inzwischen generationenlange Drogenkrieg hat dazu geführt, dass viele Ärzte nicht um das therapeutische Potenzial von Hanf & Co wissen. Vieles von dem, was vor 100 Jahren noch medizinisches Volkswissen war, findet sich heute nicht einmal mehr in den Lehrbüchern.

Auf dem Altar der “drogenfreien Gesellschaft” werden so täglich Menschen geopfert. Die schwächsten der Gesellschaft sehen sich unnötigem Leiden ausgesetzt oder zu frühem Tod verurteilt. Wer denkt, bei der Legalisierung gehe es “nur ums Kiffen”, vergisst, dass das nächste Leben, dass Cannabismedizin rettet, sein eigenes sein könnte!

Last but not least…

So weit meine Top-10-Liste der Legalisierungsargumente für Nichtkonsumenten. “Moment!?” - Höre ich den aufmerksamen Leser sagen. “Das waren doch nur neun!” Richtig. “Da fehlt doch noch was…” Nö. “Hä?”

Das wichtigste Argument für eine Legalisierung (und das wird leider viel zu oft vergessen) sind du und ich. Zu vermitteln, dass der Drogenkrieg ein Krieg gegen Menschen ist, gegen Menschen die (abgesehen von der Wahl der Genussmittel) wie alle anderen primär selbstbestimmt, in Frieden leben wollen, ist der in meinen Augen wichtigste “Trick”, um in Diskussionen mit Nichtkonsumenten zu bestehen.

Keiner der konsumierenden Menschen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, hatte es “verdient” wegen seines Genussmittels kriminalisiert zu werden. Ich bin mir sicher, dass jeder deiner nichtkonsumierenden Gesprächspartner dir zumindest dieses Quäntchen Sympathie entgegenbringt.


So viel zu meiner Top-10-Liste der Legalisierungsargumente für Nichtkonsumenten. Bleibt nur die Frage: Was fehlt? Was steht in deiner Argumenteliste für das tägliche Gespräch mit Eltern, Kollegen und Bekannten?

  1. Legalisierungsargumente für Nichtkonsumenten - Teil 1
  2. Legalisierungsargumente für Nichtkonsumenten - Teil 2
  3. Legalisierungsargumente für Nichtkonsumenten - Teil 3