Mittwoch, Dezember 9, 2009

Germania mit Olive? 15 Jahre Hanf Museum

Im Video “Germania mit Olive?” berichte ich von den Feierlichkeiten anlässlich des 15. Geburtstages des Hanf Museums Berlin.

Als Höhepunkt des Tages hat das Team um Rolf Ebbinghaus die Ausstellung um eine Kopie des Bildes “Germania” von Philipp Veit ergänzt.

Auf diesem für die deutsche Geschichte wichtigen Bild trägt die Germania einen Hanfzweig. Oder ist es doch ein Olivenzweig?

Die “Germania” von Philipp Veit

Germania - Gemälde von Philipp Veit 1848Germania” Gemälde von Philipp Veit 1848

Das Gemälde “Germania” schmückte die Paulskirche in Frankfurt während Parlamentarier aus dem ganzen Land versuchten, eine einheitliche Verfassung für das in Kleinstaaten gegliederte Deutschland auszuhandeln. Sie hing dabei vor der Orgel, genau über dem Rednerpult.

Das Bild steckt voller Symbole: gesprengte Fußfesseln, der in die Ferne gerichtete Blick der Figur, die lange Zeit verbotene schwarz-rot-goldene Fahne, der kaiserliche Krönungsmantel mit dem Doppeladler des deutschen Bundes, der Eichenkranz auf dem Kopf und in der Hand das erhobene Schwert, gemeinsam mit einer Pflanze, die stark an Hanf, an Cannabis sativa erinnert.

Hanf in der Hand der Germania?

Von den meisten Kunsthistorikern, wird die Pflanze in der rechten Hand der Germania selten genauer kommentiert. Findet sie in Veröffentlichungen Erwähnung, wird die Pflanze als Ölzweig, als Zweig des Olivenbaums, manchmal als Palm- oder als Lorbeerzweig bezeichnet. Letztlich wird sie stets als Friedenssymbol gedeutet, das sich wahrscheinlich auf die Symbolik der Antike bezieht.
Den Römern galt der Ölzweig als Zeichen des Friedens.

Vergleicht man die abgebildete Pflanze allerdings mit einem realen Olivenzweig, sind Unterschiede unübersehbar.

Cannabis sativa L. (Hanf) biologische ÜbersichtstafelHanf in der Hand der Germania von Philipp VeitOlea europea (Olive) biologische Übersichtstafel
Cannabis sativa L. (Hanf) - Pflanze in der Hand der Germania - Olea europea (Olive) (v.l.n.r.)

Cannabis - unverzichtbarer Motor der Industrialisierung

Betrachtet man den Stellenwert, den Hanf in der Zeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts innehatte, wird klar, warum Veit Hanf wählte.

Bereits seit vielen Jahrhunderten war Cannabis im mitteleuropäischen Raum eine weit verbreitete Feldfrucht. Hanf war der damals marktbeherrschende Faserlieferant. Der Segelschifffahrt, die mit Weltwarenwirtschaft und Kolonialismus gewaltig zugenommen hatte, diente Hanf als Universalrohstoff.

Kleidung, Geld, Landkarten und Gesetzbücher - ohne Cannabis wäre die Neuzeit niemals angebrochen.

Logo des Hanf Museums Berlin Logo des Hanf Museums Berlin

Hanf - Die Olive des Nordens

Für die Symbolkraft seines Gemäldes stand aller Wahrscheinlichkeit nach das allgemeine Wissen um den ölhaltigen Samen der Hanfpflanze im Vordergrund. Es ist naheliegend, dass Veit antike Symbole adaptiert und auf mitteleuropäische Verhältnisse übertragen hat.

Hanf ist eine hiesig wachsende Ölpflanze. Die Olive wächst in unserem Klima jedoch nicht. Um die antike Friedenssymbolik des Ölzweiges in unsere Breiten zu übertragen, wählte Philipp Veit deshalb eine hier übliche Ölpflanze und stellte die Germania mit einer Hanfpflanze dar.

Mehr zum Thema